Eigene Gedichte liegen in folgenden Anthologien vor:
Christine Eisel, Anke Ames, Hermann Wischnat u.v.a.
Ein Zeichen von Dir. Liebesgedichte
204 Seiten, Engelsdorfer Verlag Juni 2005. Cover: Marita Schrader
Beitrag;
Frau am Fenster (auf ein Bild des Malers C .D. Friedrich)
Erinnerung an Licht. Gedichte. Band I
Norbert Suchanek, Udo Osieka, Rotraud Sarker u.v.a
Engelsdorfer Verlag September 2005. Cover: Marita Schrader
Erich Adler
Miriam, die Pauke in der Hand - Der Papst spricht - Sommertag 11 - 9 - Verlust eines Bildes
Erzählgedicht, erprobte Nähe - Auferstehung - Zuversicht
Erich Adler ©
Zuversicht
In deinem Zimmer hast du
zwei Gedichte von mir an die Wand
geheftet
neben dem blauen Bett
zwei Träume
ein Leser
und ich horche auf jeden Besucher
der bei dir eintritt.
Erich Adler ©
Auferstehung
Am offenen Grab meines Onkels
Gebet des Priesters und Segen während
grün über uns in der Birke
eine Amsel
fern jeder Melancholie
ihr Lied ins Grab fallen lässt
- zur Ehre des Toten gekleidet - auf
die Rosentropfen
hinab.
Erich Adler ©
Miriam, die Pauke in der Hand
In memoriam Alfred Kantor (+ 2003)
Diese angeschlagenen Stundengebete dem
Gott auf der Spur meiner
ins Lied gebetteten
Rettung
vom Schilfmeer her
Im Diesseits der blauen Mauern sind
alle Dichter Juden
Fredys Anekdote aus den Lagern
auch dort kam noch Post
die deutsche Ordnung neben dem
tausendfachen Sterben
pünktlich vollzogen
Auch dies muss gesagt werden
- niemals hab ich hier einen Schmetterling gesehn -
nach Auschwitz bleiben
Gedichte
Versprechen wortlos
in Späteren aufgerissen die
siebenmal
verklingende
Tröstung.
Erich Adler ©
Erzählgedicht, erprobte Nähe
Für Andreas Reinhold
Serbische Ikonen
Kultur Madonna mit Kind
der Gemeinde verborgen hinter dem Kaisertor
Kerzen in brennendem Sand
auch aus meinen rasch gefalteten Händen
Blicke an den Bildern festgemachte Geschichte
über eine Wendeltreppe
Abstieg zu Grabkammern
nummerierter Marmor weißer Geruch
Metallschilder kyrillisch und fremd
Ortswechsel zur Moschee
zaghaft ins Regal gestellte Schuhe
Teppiche arabische Schriftzüge im grünen
Lob des Allerhöchsten auf geweißter Wand sanfte Muslime
im Hinterraum Frauen mit schwarzem Kopftuch
freundlich etwas gelangweilt
Kinder eines mit gewellter Kopfbedeckung
mein rechter Fuß auf dem linken
bedeckt meinen Strumpf
sehr schamhaft
nach dem Vortrag draußen
Kuchen Kaffee auch Coca Cola aus den Händen
der Männer immer wieder
gebackene Kichererbsen
ein fremdes Gewürz
unbestimmbarer als das Gehörte
Dann in einer gotischen Kirche Lutherportrait mit Schwan
im Gesicht und im Rücken
vertraute Wärme der Glasfenster
Orientierungshilfen
unterm Turm Pastöre in Öl mit weißem Kragenrad
die Madonna kommt
kopflastig ins Gespräch
Später in einem arabischen Cafe
- die Wirtin blickt kurz herüber-
malt neben mir ein Junge mit Edding
lässt mich raten
meine Münze stumm lächelnd in der
verschmierten Hand und
folgt bis zur Tür.
Erich Adler ©
Verlust eines Bildes
auf René Magritte : „Le Rossignol“, 1962
Gegen alle Vernunft in die Wolken enthoben
die thronende Gottesgestalt im blauen Azur, so
diktiert mir der Maler meine verrauschenden Träume
über die Gleise verschiebt seine Lokomotive
meinen Horizont
Auslaufender Himmel
seine letzte Nachtigall am davon segelnden
Tag des August kommentarlos im Blick
man spürt bereits wie das Dunkel die Stimme beschneidet
die Ratlosigkeit des Abends
herausfallen lässt aber
noch keine Decke für eine ruhig sich bettende
Ahnung.
Wortlese. Gedichte
268 Seiten, Engelsdorfer Verlag Februar 2006 . Cover: O. Breiter/ U. Bittner
Erich Adler
Unverbesserliche Freundlichkeit, vorm Wochenende - Globaler Standpunkt - Rotation
Das Herz liegt in der Mitte - Kommentar mit Leiter - Fragen
Erich Adler ©
Rotation
Schreib deinem Jüngsten dem Wetterforscher, auch mal
ein Gedicht
mahnt meine Frau schon zum
dritten Mal sagt es und weiß doch
dass es nicht reicht
gemeinsam auf eine Fahrt zu gehen
- vermessene Worte Orte -
den Kompass ins freie Gelände zu halten
von den unterm Cumulus fractus lauernden Windrädern beäugt den Blättern
unbewegt von diesem lustlosen Sommer der nur
die Rotation des Herzens
vorantreibt
wenn die alltägliche Nachricht vom Widerstand unsrer Erde
die Wahrnehmung von Netzhaut und Gehörgang
für ein Drehmoment dieser Jahreszeit
verändert.
*
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Günter Ludwig (Barsinghausen) : Rotes Land www. artgalerie-europe.de
Projekt 2005 „Abschied“
Erich Adler ©
Kommentar mit Leiter
Für Günter Ludwig
Kalenderblatt Gottes
Rot flammt heran
wie sich die Wolke im Weiß krümmt
skizziert am oberen Bildrand
unter der Perforation
Seine angerissene
Wunde
Wessen Herzseite bietet mir jetzt noch die blaue Stunde:
„In Liebeskampf? In Todes Kampf gesunken?“
Jakobsleiter lehnt sich
- Gerippe -
an
die im Abend pulsierende Erde
Niemand hier ist ins Steigen verliebt
greift nach dem Flügel
„Kein Öl die Lampe – oder keinen Funken“
niemand
blutet
im Abschied.
Bibliothek deutschsprachiger Gedichte Bd VIII
ISBN 3-930048-48-5 Realis Verlag 2006
Umfang: 1024 Seiten
Erich Adler ©
Freund meiner Tochter
Bei heftigen Böen
- Weinblätter schlagen das Ende der Sommerzeit an nasse Scheiben -
Gespräch über seine tägliche Arbeit auf dem Dach
zwischen Boden und Wetterfront
Ich denke an den Bergmann von Falun
die Farbe der Kleidung mit dem Tüchlein am Hals
in brauner Erde
und an die Halteseile Gottes
in dünner Luft.
In den Vorstädten. Gedichte. Engelsdorfer Verlag . Berlin 2006.
Cover: Bernhard Ost, Terra moluscia.
Beitrag:
Nachttransport - Sommernacht, Le Lavandou - Schlafstörung - Herbstnähe -
Kalter Lesestoff - In der Arena
Erich Adler ©
Herbstnähe
Das Fenster in den Nachmittag gekippt
verfallend dringt der Ton des Rasenmähers ins Gedicht
und Panik unterm
früh geschnittnen Ende eines Sommers
der kaum noch Blüten zeigt
sich mit dem Namen zu versöhnen
und mit mir
Noch ist das Weiß im Gras kein Schnee
ist Flaum und Feder letzter
Widerstand den eine
Türkentaube einer Übermacht von Elstern klagend bot
als ich vom morgendlichen Todeskampf
erwachte.
Beitrag:
Und tauscht den Blick …( s. Motivkreis Mensch)
Garten, Günter Eich auf dem Tisch ( s. Motivkreis Abend) Herbstliche Kondolenz
Totensonntag - Störung - Blick aus dem Fenster (s. Motivkreis Winter) - Verlust
Erich Adler ©
Störung
Zwischen Brot Gemüse und Früchten
fast ein Erschrecken vor dem
kleinen Kohlweißling, der
aus allen Landkarten des Himmels herausgesteuert
in meine Küche einbricht hilfloses
Wunder in einer Unzeit geboren
undenkbar für mich
meine Verwandlung
Er taumelt im Rausch des Christbaums
aus meinen Händen vor der Tür zu Boden und liegt nun
- die Flügel wie eine Blüte vom Tau angerührt -
stumm auf dem Heiligen
Abend.
Juniland. Gedichtsammlung. Engelsdorfer Verlag . Berlin 2007. Cover: Jördis Kummerländer
Beitrag:
Ordnung der Jahreszeiten - “ ...die launischen Jahre ”
Gefunden - 3. 11. 1823 - Kindheit, verworfen - Ins Album - Requiem
Erich Adler ©
„… die launischen Jahre“
K. Th. Sch. ( † 2006 )
Und dann - von wem - in diesen Abend geworfen
(Schöns Blümelein! - o Stern …)
das Gesicht eines Menschen noch
fremd mir
kurz vor seinem Tod
Geschüttelt aber sein Gedicht
und fällt beständig
vernichtet in die verzauberte
Ewigkeit
dieses Augenblicks.
*
Blauzeit. Gedichte. Julia Romazanova, Hans Sonntag, Marcus Neuert u.v.a.
Dorante Edition. Berlin 2007. Cover: Jürgen Beck “Blautopf” bei Blaubeuren
Tiefer als der Brunnen des Demokrit - Finnische Münzen - Stillleben - Verwehtes Gedicht -
Das tägliche Brot
Erich Adler ©
Tiefer als der Brunnen des Demokrit
Kein Jahr folgt dem andern
wie der Lemming
über die Klippen ins Meer
Jeder Tag stürzt dich aufs Neue
- ein Fischlein -
in Gottes Tiefe
jede Stunde im Malstrom geatmet
treibt dich
als Teilchen
empor.
Erich Adler ©
Verwehtes Gedicht
Über den Ort
an einem großen See noch größer
als der Hecht
den mein Vater der Gelegenheitsangler
beim Essen uns Kindern beschrieb
ist mir wenig bekannt
Dort saß er mal im Krieg in einer Hütte
am Kanonenofen
bis man ihn stahl
- aus dem Beton herausgestemmt -
und die Kälte unter der Tür
in sein Gemüt einzog
Verweht See und Hecht
und was von ihnen als Beute geblieben ist
und von der Wärme
die mein Vater
mir noch
gelassen hat.
Erich Adler ©
Finnische Münzen
Mein Freund der Sammler hat mich überredet
So laufe ich von Pontius zu Pilatus aber
mehr als ein freundliches Lächeln
trag ich nicht heim
Glückliches Land
in dem der Pfennig unbekannt ist
Hol rüber Fährmann hol rüber
Ich kremple die Ärmel nach oben und
spuck in die Hände.
*
Wolken im Wandel. Anthologie. Ralf Burnicki, Peter Kahn, Heinrich Beindorf u.v.a.
Engelsdorfer Verlag Berlin 2008 . Cover: Christel Guedey, Am Strand von Nizza
Beitrag:
Januar der Elster - Leises Ergebnis - Schwerer Schritt - Spuren -
Zeichen setzen - Digitalis - Stille Hommage
Tango tanzen. Anthologie. Axel Görlach, Hanna Fleiss, Kurt May, Ernestine Kühnl u.v.a.
Edition Dorante. Engelsdorfer Verlag. Berlin 2008 . Cover: Christel Guedey, Flamencotänzerin Beitrag:
Trostlose Form - Meine Tochter zieht aus - Regression - Nachtwachen -
Wintermorgen mit Kellner
Trostlose Form
Bin heute nicht in der Stimmung
für ein Sonett
blättre bei Gernhardt bei Goethe
komm aber nicht von der Stelle
fühle mich von den Erwartungen Liebender
aufgerieben
die mir die Kehrreime nachtragen
mit jedem Köder von mir ausgelegt
jedem Bild das sich so kräftig gegen
die Wirklichkeit sträubt
am behauchten Fensterplatz
jenseits gedrechselter Holzbögen lautstark
mein Nachbar seinen Helm durch den Winter
fetzt.
Jeder Friedensgedanke ein Gedicht. Anthologie. Hrsg. Christine Geweke. Illustrationen:
Christin van Talis/ Jok Nordans . Edition Octopus. Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat.
2008 Münster
Beitrag:
Erich Adler ©
Gefunden - 3. 11. 1823
Zurück vom Einkauf
kommt meine Frau glücklich
über ihre Entdeckung
in eine Zeitung geschlagen
ein
Oliven-
Bäum-
chen
schon knorrig gebogener Stamm
So bekommt es seinen Platz vor unsrer Haustür
neben der rosafarbenen Steinmauer
ein grünender Wächter Kanaans aus dem Garten der Tränen
seine Lebenserwartung beträgt
zweitausend Jahre
verrät
der schwankende Zettel am Stamm
Ich schaue einen Augenblick in meine Hände
und beginne zu
zählen.
Erich Adler ©
Requiem (2. Fg.)
In den Nachrichten höre ich vom Tod der Greisin
aus Heidelberg
So plötzlich stürzt auch mein Herz
und macht sich auf
mit ihrer Rose als Stütze
die Zunge am hungrigen Gaumen
auch meinen Abel
vom staubigen Boden zu heben
Immer wird einer folgen
mit dem Gedicht dieser friedlichen Krücke
ihre Arbeit weiter zu tun
Mund zu Mund
In diesem beatmeten Raum
geschwisterlich
auch in ärmerer Sprache
auch in verlorenerem
Garten.
*
Herzhände. Anthologie. Edition Dorante Engelsdorfer Verlag, Berlin 2009 .
Cover: Larissa D. Bellina, New Brighton in Christchurch (Neuseeland)
Erich Adler ©
Morgendliche Poetologie
Wo sind deine Mauersegler frage
ich meinen Nachbarn wir
blicken gemeinsam hoch zu den stummen
Nistkästen
unter der Rinne
Wohl längst schon im himmlischen Spanien
ist die flüchtige Antwort
königsblau
und die Kotspuren der schrillen Brut
haben an der getünchten
Wand
chiffrierte Denksteinchen
hinterlassen
wandernd über meine schwimmende Netzhaut
reisen still
den ganzen Tag
hinterher.
*
Versnetze_drei. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart.
hrsg. von Axel Kutsch. - Ralf Liebe Verlag. Weilerswist 09/2010
Erich Adler ©
Port-au-Prince
Für Hans Bender
Nach dem Hurrikan Hanna
Boote wie zum Winter geschichtet
auf dem Bildschirm
das Gesicht eines Kindes mit geschälter Haut so
weiß
blättert
die Rinde meiner Straßenplatane
mir auch in diesem Herbst auf
den Tisch
Zwischen vier Zeilen des Kölner Dichters
Tasten
nach Ahorn und
Frucht.
*
Versnetze_vier. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart.
Hrsg. von Axel Kutsch. - Ralf Liebe Verlag. Weilerswist 08/2011
Beitrag:
Erich Adler © (* 1944)
Altes Spielzeug
Tief am Boden mit bunten Murmeln aus Ton
biegt Sommertag der Stunde Null
mein Onkel dickgefüttert
die Jacke auf grünem Motorrad
kommt aus Sibirien zurück
hält neben mir an der Kuhle hält mich hoch
und lacht
Kindheit aus dem weißen Regal
genommen den Motorradfahrer in Schräglage
schwankend im Kreis immer
im Kreis herum auf seiner Technofix
mit dem Steckschlüssel
auch den blutroten Lkw für Transporte
Made in U.S. Zone Germany
das Führerhaus gelb verrät meinen Tritt
durch eine ins Blech gestanzte
Beule
*
Erich Adler © (* 1944)
Vierzeiler für Hans Bender
In meiner Zeitung lese ich
die furchtlose Amsel sei auf dem Rückzug
Ein Blick in den Garten
Ich nehme Notiz davon.
Versnetze_sechs. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart
hrsg. von Axel Kutsch. - Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2013
Erich Adler ©
Vor meiner Haustür
mein Himmel ohne
Worte und Sätze zum Regelkodex der
Jahreszeiten
Wieder den Frühling zum Jagen getragen
mit den unbehausten Erwartungen
während der Nachbar seinen Wohnwagen
an mir vorbei
über den Hof zieht
Ins Blaue hinein
Widerstand und Ergebung reloaded
wie auch verlässlich die
erste klingende
Gottestreue
unter den Büschen.
*
Erich Adler
Beipackzettel
Ich wollte
meine Blumen wären
Gedichte
am Rande des Frühlings.
Erich Adler
Gespräch über Gedichte
Wir sitzen am Tisch
schauen in den Garten auf
die entblößten Ringe der gefällten
Lärche
Beim Blick in den Himmel
ein Wort über Schweres und Leichtes
aller Gedichte - so
fährt der Wald am Horizont
unter den Wolken entlang beleuchtet
mit Sonnenrand
Gedanken an Ortswechsel der Lebenden und Toten
all das im Angesicht der schon gänzlich
vom Feuer entzauberten
Eiche.
Garten, Günter Eich auf dem Tisch (Abend) erschienen in:
www.verlag-ralf-liebe.de/programm/205/versnetze-acht
( Hrsg. Axel Kutsch, Ralf Liebe Verlag 2015)
Zweierlei Sichtweisen (Startseite) - in: Versnetze -neun
Stille Hommage (Dorf)
Kurrende (Feiern)
Voyeur meiner Gärtnerin (Frühling)
Auferstehung - Leises Ergebnis (Glaube)
Ordnung der Jahreszeiten – Herbst (Herbst)
Und tauscht den Blick … (Mensch)
Digitalis (Sommer)
Ein meister las/ Üb.: Gebet - Schwerer Schritt (Vanitas mundi)
Blick aus dem Fenster - Winter Gelobtes Land (Winter)
Antwort - Meinem Ältesten (Wort)
Bunte Nachricht (Zorn)
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