“... Lesen schadet den Augen! ”

 

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                                        Meine Poesiequelle - mein Arbeitszimmer

                                     Von meinen Reimen.

 Leser / das du nicht gedenckst / daß ich in der Reimen-Schmiede,

Jmmer etwa Tag für Tag / sonst in nichts nicht mich ermüde;

Wisse / daß mich mein Beruff eingespannt in andre Schrancken /

Was du hier am Tage sihst / sind gemeinlich Nacht-Gedancken.

                                                                         Friedrich Logau (1604 – 1655)

 

               Eigene Gedichte liegen in folgenden Anthologien vor:

     

    Christine Eisel, Anke Ames, Hermann Wischnat u.v.a.

    Ein Zeichen von Dir. Liebesgedichte

    204 Seiten, Engelsdorfer Verlag  Juni 2005. Cover: Marita Schrader

     
    Zeichen

    Beitrag;

     Frau am Fenster (auf ein Bild des Malers  C .D. Friedrich)

      

                  

    Erinnerung an Licht. Gedichte. Band I

    Norbert Suchanek, Udo Osieka, Rotraud Sarker u.v.a

    Engelsdorfer Verlag  September 2005. Cover: Marita Schrader 

    Erinnerung

    Erich Adler

    Miriam, die Pauke in der Hand -  Der Papst spricht  -  Sommertag 11 - 9  - Verlust eines Bildes

    Erzählgedicht, erprobte Nähe - Auferstehung  -  Zuversicht

     

    Erich Adler ©

    Zuversicht

    In deinem Zimmer hast du

    zwei Gedichte von mir an die Wand

    geheftet

    neben dem blauen Bett

    zwei Träume

    ein Leser

    und ich horche auf jeden Besucher

    der bei dir eintritt.

     

     

        Erich Adler ©

        Auferstehung

        Am offenen Grab meines Onkels

        Gebet des Priesters und Segen während

        grün über uns in der Birke

        eine Amsel

        fern jeder Melancholie

        ihr Lied ins Grab fallen lässt

        - zur Ehre des Toten gekleidet - auf

        die Rosentropfen

        hinab.

                    18.05.2002

 

 

    Erich Adler  ©

    Miriam, die Pauke in der Hand

                                                      In memoriam Alfred Kantor (+ 2003)

    Diese angeschlagenen Stundengebete dem

    Gott auf der Spur meiner

    ins Lied  gebetteten

    Rettung

    vom Schilfmeer her

     

    Im Diesseits der blauen Mauern sind

    alle Dichter Juden

     

    Fredys Anekdote aus den Lagern

    auch dort kam noch Post

    die deutsche Ordnung neben dem

    tausendfachen Sterben

    pünktlich vollzogen

      

    Auch dies muss gesagt werden

    - niemals hab ich hier einen Schmetterling gesehn -

    nach Auschwitz bleiben

    Gedichte

    Versprechen wortlos

    in Späteren aufgerissen die

    siebenmal

    verklingende

    Tröstung.

     

     

        Erich Adler ©

        Erzählgedicht, erprobte Nähe

                                                  Für Andreas Reinhold

        Serbische Ikonen

        Kultur Madonna mit Kind

        der Gemeinde verborgen hinter dem Kaisertor

        Kerzen in brennendem Sand

        auch aus meinen rasch gefalteten Händen

        Blicke an den Bildern festgemachte Geschichte

        über eine Wendeltreppe

        Abstieg zu Grabkammern

        nummerierter Marmor weißer Geruch

        Metallschilder kyrillisch und fremd  

         

        Ortswechsel zur Moschee

        zaghaft ins Regal gestellte Schuhe

        Teppiche arabische Schriftzüge im grünen

        Lob des Allerhöchsten auf geweißter Wand sanfte Muslime

        im Hinterraum Frauen mit schwarzem Kopftuch

        freundlich etwas gelangweilt

        Kinder eines mit gewellter Kopfbedeckung

        mein rechter Fuß auf dem linken

        bedeckt meinen Strumpf

        sehr schamhaft

        nach dem Vortrag draußen

        Kuchen Kaffee auch Coca Cola aus den Händen

        der Männer immer wieder

        gebackene Kichererbsen

        ein fremdes Gewürz

        unbestimmbarer als das Gehörte

         

        Dann in einer gotischen Kirche Lutherportrait mit Schwan

        im Gesicht und im Rücken

        vertraute Wärme der Glasfenster

        Orientierungshilfen

        unterm Turm Pastöre in Öl mit weißem Kragenrad

        die Madonna kommt

        kopflastig ins Gespräch

         

        Später in einem arabischen Cafe

        - die Wirtin blickt kurz herüber-

        malt neben mir ein Junge mit Edding

        lässt mich raten

        meine Münze stumm lächelnd in der

        verschmierten Hand und

        folgt bis zur Tür.  

      

     

        Erich Adler ©

        Verlust eines Bildes

                                                auf  René Magritte : „Le Rossignol“, 1962

         

         Gegen alle Vernunft in die Wolken enthoben

        die thronende Gottesgestalt im blauen Azur, so

        diktiert mir der Maler meine verrauschenden Träume 

        über die Gleise verschiebt seine Lokomotive

        meinen Horizont

         

        Auslaufender Himmel

        seine letzte Nachtigall am davon segelnden

        Tag des August kommentarlos im Blick

        man spürt bereits wie das Dunkel die Stimme beschneidet

        die Ratlosigkeit des Abends

        herausfallen lässt aber

        noch keine Decke für eine ruhig sich bettende

        Ahnung.

         

             *

    Wortlese. Gedichte

    268 Seiten, Engelsdorfer Verlag  Februar 2006 . Cover: O. Breiter/ U. Bittner

    Wortlese

     Erich Adler

    Unverbesserliche Freundlichkeit, vorm Wochenende  -  Globaler Standpunkt - Rotation

    Das Herz liegt in der Mitte -  Kommentar mit Leiter  -  Fragen

     

        Erich Adler ©

        Unverbesserliche Freundlichkeit,

        vorm Wochenende

        Schülerfrage:

        Haben wir Montag wieder bei Sie?

        Ich erschrecke

        Ich schüttle den Kopf. 

       

     

        Erich Adler ©

        Rotation

        Schreib deinem Jüngsten dem Wetterforscher,  auch mal

        ein Gedicht

        mahnt meine Frau schon zum

        dritten Mal sagt es und weiß doch

        dass es nicht reicht

        gemeinsam auf eine Fahrt zu gehen

        - vermessene Worte Orte -

        den Kompass ins freie Gelände zu halten

        von den unterm Cumulus fractus lauernden  Windrädern beäugt den Blättern

        unbewegt von diesem lustlosen Sommer der nur

        die Rotation des Herzens

        vorantreibt

        wenn die alltägliche Nachricht vom Widerstand unsrer Erde

        die Wahrnehmung von Netzhaut und Gehörgang

        für ein Drehmoment dieser Jahreszeit

        verändert.

         

                                 *

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 Günter Ludwig (Barsinghausen) : Rotes Land  www. artgalerie-europe.de

     Projekt 2005 „Abschied“

     

    Erich Adler ©

     Kommentar mit Leiter

                                                        Für Günter Ludwig

     Kalenderblatt Gottes

     

     Rot flammt heran

    wie sich die Wolke im Weiß krümmt

    skizziert am oberen Bildrand

    unter der Perforation

    Seine angerissene

    Wunde

     

    Wessen Herzseite bietet mir jetzt noch die blaue Stunde:

    „In Liebeskampf? In Todes Kampf gesunken?“

     

     Jakobsleiter lehnt sich

    - Gerippe -

     an

     die im Abend pulsierende Erde

     

    Niemand hier ist ins Steigen verliebt

    greift nach dem Flügel

    „Kein Öl die Lampe – oder keinen Funken“

    niemand

     

    blutet

    im Abschied.

     

           *

     

    Bibliothek deutschsprachiger Gedichte Bd VIII

    ISBN 3-930048-48-5 Realis Verlag 2006 

     Umfang: 1024 Seiten
     

        Erich Adler ©

        Freund meiner Tochter

         

         Bei heftigen Böen

        - Weinblätter schlagen das  Ende der Sommerzeit an nasse Scheiben -

        Gespräch über seine tägliche Arbeit auf dem Dach

        zwischen Boden und Wetterfront

         

        Ich denke an den Bergmann von Falun

        die Farbe der Kleidung mit dem Tüchlein am Hals

        in brauner Erde

         

        und an die Halteseile Gottes

        in dünner Luft.

         

            *

    In den Vorstädten. Gedichte. Engelsdorfer Verlag . Berlin 2006.    

     Cover: Bernhard Ost, Terra moluscia. 

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         Beitrag:

    Nachttransport   - Sommernacht, Le Lavandou  -    Schlafstörung  -    Herbstnähe  -   

      Kalter Lesestoff   -  In der Arena

     

        Erich Adler ©

        Nachttransport

        Ins Erwachen hinein

        schlag ich ein Kreuz schieb

        meinen Traum aus dem Zimmer:

         

        Schwerstarbeit

        noch bis zum Morgen.

     

           

          Erich Adler ©

          Herbstnähe

          Das Fenster in den Nachmittag gekippt

          verfallend dringt  der Ton des Rasenmähers ins Gedicht

          und Panik unterm

          früh geschnittnen Ende eines Sommers

          der  kaum noch Blüten zeigt

          sich mit dem Namen zu versöhnen

          und mit mir

           

          Noch ist das Weiß im Gras kein Schnee

          ist Flaum und Feder letzter

          Widerstand den eine

          Türkentaube einer Übermacht von Elstern klagend bot

          als ich vom morgendlichen Todeskampf

          erwachte.

      

          Erich Adler ©

          Kalter Lesestoff

          Büchlein vom Winter

          Tage schon liegt in der Luft das

          Schnarren der Elster

          Vorbei – mit seinen Schätzen geflohen

          der raschelnde Herbst - fällt

          Seite um Seite sein Schnee auf dem

          Sofa liegend und mit dem Schlitten zurück – Tochter - und

          tiefer noch in die Kinderzeit:

           

             „Frost

                           friere mir

                                           ins Herz

                                                              hinein“.

                      *

      Spät schlagen Türme Alarm. Gedichte. Engelsdorfer Verlag . Berlin 2006 

                                       Tuerme2    

    Beitrag:

    Und tauscht den Blick …( s. Motivkreis Mensch)

    Garten, Günter Eich auf dem Tisch    ( s. Motivkreis Abend)  Herbstliche Kondolenz

    Totensonntag  -  Störung  -  Blick aus dem Fenster  (s. Motivkreis Winter) - Verlust

 

        Erich Adler ©

        Herbstliche Kondolenz

        Die amerikanische Eiche vor meinem Fenster

        - quercus rubra, du stämmige -

        schüttelt sich

        wie jedes Jahr

        vor dieser Jahreszeit

        IMG_0971_Quercus rubra

        Blatt um Blatt

        schreibe ich meine

        Anteilnahme

         

        Schwer zu lesen

        stöhnt mein Nachbar

        jedes Jahr

        wieder

        dieses

        Trauerspiel.

     

     

          Erich Adler ©

          Störung

          Zwischen Brot Gemüse und Früchten

          fast ein Erschrecken vor dem

          kleinen Kohlweißling, der

          aus allen Landkarten des Himmels herausgesteuert

          in meine Küche einbricht hilfloses 

          Wunder in einer Unzeit geboren

          undenkbar für mich

          meine Verwandlung 

           

          Er taumelt im Rausch des Christbaums

          aus meinen Händen vor der Tür zu Boden und liegt nun

          - die Flügel wie eine Blüte vom Tau angerührt - 

          stumm auf dem Heiligen

          Abend.

 

            *

Juniland.  Gedichtsammlung. Engelsdorfer Verlag . Berlin 2007.  Cover: Jördis Kummerländer

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        Beitrag:

         Ordnung der Jahreszeiten  -   “ ...die launischen Jahre ”

        Gefunden - 3. 11. 1823  -  Kindheit, verworfen  -  Ins Album   -  Requiem

 

        Erich Adler ©

        „… die launischen Jahre“

                                                                            K. Th. Sch. ( † 2006 )

        Und dann  - von wem - in diesen Abend geworfen

        (Schöns  Blümelein! - o Stern …)

        das Gesicht eines  Menschen noch

        fremd mir

        kurz vor seinem Tod

         

        Geschüttelt aber sein Gedicht

         

        und fällt beständig

        vernichtet in die verzauberte

        Ewigkeit

        dieses Augenblicks.

                   

                                            *

          Erich Adler

          Ins Album

                                                             Für Maren Th.

          Bewahre dir deine Träume

          deine Wolken

          und in allen Märchen, die dir lieb sind

          den Wegweiser

          zu den Menschen und

          ihren verwunschenen

          Herz

               *

 

      Blauzeit. Gedichte. Julia Romazanova, Hans Sonntag, Marcus Neuert u.v.a.   

      Dorante Edition. Berlin 2007. Cover: Jürgen Beck “Blautopf” bei Blaubeuren

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    Beitrag:

        Tiefer als der Brunnen des Demokrit - Finnische Münzen - Stillleben - Verwehtes Gedicht -   

        Das tägliche Brot

                                                

        Erich Adler ©

        Tiefer als der Brunnen des Demokrit

         

        Kein Jahr folgt dem andern

        wie der Lemming

        über die Klippen ins Meer

        Jeder Tag stürzt dich aufs Neue

        - ein Fischlein -

        in  Gottes Tiefe

        jede Stunde im Malstrom geatmet

        treibt dich

        als Teilchen

        empor.

 

 

                Erich Adler ©

          Verwehtes Gedicht

           

          Über den Ort

          an einem großen See noch größer

          als der Hecht

          den mein Vater der Gelegenheitsangler

          beim Essen uns Kindern beschrieb

          ist mir wenig bekannt

           

          Dort saß er mal  im Krieg in einer Hütte

          am Kanonenofen

          bis man ihn stahl

          - aus dem Beton herausgestemmt -

          und die Kälte unter der Tür

          in sein Gemüt einzog

           

          Verweht See und Hecht

          und was von ihnen als Beute geblieben ist

          und von der Wärme

          die mein Vater

          mir noch

          gelassen hat.

         

             

        Erich Adler ©

        Finnische Münzen

         Mein Freund der Sammler hat mich überredet

         

        So laufe ich von Pontius zu Pilatus aber

        mehr als ein freundliches Lächeln

        trag ich nicht heim

         

        Glückliches Land

        in dem der Pfennig unbekannt ist

         

        Hol rüber Fährmann hol rüber

         

        Ich kremple die Ärmel nach oben und

        spuck in die Hände.

                           *

         

      Wolken im Wandel. Anthologie. Ralf Burnicki, Peter Kahn, Heinrich Beindorf  u.v.a.      

      Engelsdorfer Verlag Berlin 2008 .  Cover: Christel Guedey, Am Strand von Nizza

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    Beitrag:

    Januar der Elster   -    Leises Ergebnis    -   Schwerer Schritt - Spuren -

    Zeichen setzen - Digitalis  - Stille Hommage

     

          Erich Adler © 

          Spuren

          Ihre Karte Picassos in den Händen

          bewundere ich

          wie ein Mensch mit wenigen Strichen

          grün und rot

          eine Rose erschafft

           

          Bewunderung auch

          für den Schöpfer.

 

              *

Tango tanzen. Anthologie. Axel Görlach, Hanna Fleiss, Kurt May, Ernestine Kühnl u.v.a.

    Edition Dorante. Engelsdorfer Verlag. Berlin 2008 . Cover: Christel Guedey, Flamencotänzerin Beitrag:

    Trostlose Form  -  Meine Tochter zieht aus  -  Regression  -  Nachtwachen  - 

    Wintermorgen mit Kellner

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        Erich Adler ©

                              Trostlose Form

        Bin heute nicht in der Stimmung

        für ein Sonett

        blättre bei Gernhardt bei  Goethe

        komm aber nicht von der Stelle

         

        fühle mich von den Erwartungen Liebender

        aufgerieben

        die mir die Kehrreime nachtragen

         

        mit jedem Köder von mir ausgelegt

        jedem Bild das sich so kräftig gegen

        die Wirklichkeit sträubt

         

        am behauchten Fensterplatz

        jenseits gedrechselter Holzbögen lautstark

        mein Nachbar seinen Helm durch den Winter

        fetzt.

                *

                 

Jeder Friedensgedanke ein Gedicht. Anthologie. Hrsg. Christine Geweke. Illustrationen:  

 Christin van Talis/  Jok Nordans  . Edition Octopus.  Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat.

2008  Münster

Friedensgedanke

        Beitrag:

        Erich Adler ©

        Gefunden -  3. 11. 1823

        Zurück vom Einkauf

        kommt meine Frau glücklich

        über ihre Entdeckung

        in eine Zeitung geschlagen  

        ein

        Oliven-

        Bäum-

        chen

        schon knorrig gebogener Stamm

         

        So bekommt es seinen Platz vor unsrer Haustür

        neben der rosafarbenen Steinmauer

        ein  grünender Wächter Kanaans aus dem Garten der Tränen

        seine  Lebenserwartung beträgt

        zweitausend Jahre

        verrät

        der schwankende Zettel am Stamm

         

        Ich schaue einen Augenblick in meine Hände

        und beginne zu

        zählen.

 

 

        Erich Adler ©

        Requiem (2. Fg.)

        In den Nachrichten höre ich vom Tod der Greisin

        aus Heidelberg

        So plötzlich stürzt auch mein Herz

        und macht sich auf

        mit ihrer Rose als Stütze

        die Zunge am hungrigen Gaumen

        auch meinen Abel

        vom staubigen Boden zu heben

         

        Immer wird einer folgen

        mit dem Gedicht dieser friedlichen Krücke

        ihre Arbeit weiter zu tun

        Mund zu Mund

         

        In diesem beatmeten Raum

        geschwisterlich

        auch in ärmerer Sprache

        auch in verlorenerem

        Garten.

              *

 

      Herzhände.  Anthologie.  Edition Dorante  Engelsdorfer Verlag,  Berlin 2009 .       

       Cover: Larissa D. Bellina, New Brighton in Christchurch (Neuseeland)

herzhaendeII

 

                                        

            Erich Adler ©

            Morgendliche Poetologie

             

            Wo sind deine Mauersegler frage

            ich meinen Nachbarn wir

            blicken gemeinsam hoch zu den stummen

            Nistkästen

            unter der Rinne

             

            Wohl längst schon im himmlischen Spanien

            ist die flüchtige Antwort

            königsblau

             

            und die Kotspuren der schrillen Brut

             

            haben an der getünchten

            Wand

            chiffrierte Denksteinchen

            hinterlassen

            wandernd über meine schwimmende Netzhaut

            reisen still

            den ganzen Tag

            hinterher.

                                                        *

 

    Versnetze_drei. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart.

    hrsg. von Axel Kutsch. - Ralf Liebe Verlag.  Weilerswist  09/2010

 

    Beitrag;

 

        Erich Adler ©

        Port-au-Prince 

                                                  Für Hans Bender

        Nach dem Hurrikan Hanna 

        Boote wie zum Winter geschichtet

        auf dem Bildschirm

        das Gesicht eines Kindes mit geschälter Haut so

        weiß

        blättert

        die Rinde meiner Straßenplatane

        mir auch in diesem Herbst auf 

        den Tisch

         

        Zwischen vier Zeilen des Kölner Dichters

        Tasten 

        nach Ahorn und

        Frucht.

                                   *

 

    Versnetze_vier. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart.

    Hrsg. von Axel Kutsch. - Ralf Liebe Verlag.  Weilerswist  08/2011

 

        Beitrag:

        Erich Adler ©

        Morgens

         

        durch mein Zimmer

        an den Gedichten der anderen entlang

        den schweren Regalen

        nach draußen

         

        aus dem Fenster schauen den leichten

        Frühling mit

        Amseln aus dem vergangenen Jahr

        in den Tag hinein

        hören

         

        was sie dir

        voraushaben beim Blick

        in den Himmel an Sicherheit

        dicht

        überm Boden.

         

          *

    Wieder abgedruckt in der Zeitschrift für Autorinnen und Autoren  Federwelt Nr. 92 

    Februar/ März 2012 S. 59

 

      Versnetze_fünf . Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart.

       Hrsg. von Axel Kutsch. - Verlag Ralf Liebe.  Weilerswist  08/2012

                     Beitrag:

IMG_0135_Technofix_red

 

          Erich Adler © (* 1944)

          Altes Spielzeug             

           

          Tief am Boden mit bunten Murmeln aus Ton

          biegt Sommertag der Stunde Null

          mein Onkel dickgefüttert

          die Jacke auf grünem Motorrad

          kommt aus Sibirien zurück

          hält neben mir an der Kuhle hält mich hoch

          und lacht

           

          Kindheit aus dem weißen Regal

          genommen den Motorradfahrer in Schräglage

          schwankend im Kreis immer

          im Kreis herum auf seiner Technofix

          mit dem Steckschlüssel

          auch den blutroten Lkw für Transporte

          Made in U.S. Zone Germany

           

          das Führerhaus gelb verrät meinen Tritt

          durch eine ins Blech gestanzte

          Beule

           

                                *

 

          Erich Adler © (* 1944)

          Vierzeiler für Hans Bender

           

          In meiner Zeitung lese ich

          die furchtlose Amsel sei auf dem Rückzug

          Ein Blick in den Garten

          Ich nehme Notiz davon.

           

                 
          Versnetze_6

                          Versnetze_sechs. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart

                        hrsg. von Axel Kutsch. - Verlag Ralf Liebe,  Weilerswist 2013

 

 

            Erich Adler ©

            Vor meiner Haustür

             

            mein Himmel ohne

            Worte und Sätze zum Regelkodex der

            Jahreszeiten

             

            Wieder den Frühling zum Jagen getragen

            mit den unbehausten Erwartungen

            während der Nachbar seinen Wohnwagen

            an mir vorbei

            über den Hof zieht

             

            Ins Blaue hinein

            Widerstand und Ergebung reloaded

            wie auch verlässlich die

            erste klingende

            Gottestreue

            unter den Büschen.

                      *
            Versnetze 7

            Erich Adler

            Beipackzettel

                  Für Hans Bender

            Ich wollte

            meine Blumen wären

            Gedichte

            am  Rande des Frühlings.

              *

         

          Erich Adler

          Gespräch über Gedichte

                    Für Melanie

          Wir sitzen am Tisch

          schauen in den Garten auf

          die entblößten Ringe der gefällten

          Lärche

           

          Beim Blick in den Himmel

          ein Wort über Schweres und Leichtes

          aller Gedichte - so

          fährt der Wald am Horizont

          unter den Wolken entlang beleuchtet

          mit Sonnenrand

           

          Gedanken an Ortswechsel der Lebenden und Toten

          all das im Angesicht der schon gänzlich

          vom Feuer entzauberten

          Eiche.

            *

                   Eigene Gedichte innerhalb der Motivkreise:

        Garten, Günter Eich auf dem Tisch (Abend) erschienen in:

                www.verlag-ralf-liebe.de/programm/205/versnetze-acht

                  ( Hrsg. Axel Kutsch, Ralf Liebe Verlag 2015)

        Zweierlei Sichtweisen (Startseite) - in: Versnetze -neun

        Stille Hommage (Dorf)

        Kurrende (Feiern)

        Voyeur meiner Gärtnerin (Frühling)

        Auferstehung - Leises Ergebnis  (Glaube)

        Ordnung der Jahreszeiten – Herbst (Herbst)

        Und tauscht den Blick … (Mensch)

        Digitalis (Sommer)

        Ein meister las/ Üb.: Gebet - Schwerer Schritt (Vanitas mundi)

        Blick aus dem Fenster - Winter Gelobtes Land (Winter)

        Antwort  -  Meinem Ältesten (Wort)

        Bunte Nachricht (Zorn)

            *

                                                                                                                                           

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