Ehepaar_Busch2

 

  Lesen schadet den Augen

 

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                Schachschadchens karierte Entstehungstheorie für Einsteiger

     

    Du kannst nicht Schach spielen? - Wie kommt das?

    Hat man dir gesagt, dass Schach doof und langweilig ist? -

    Stimmt! Ist es! Stinklangweilig. Deshalb wird es ja auch schon seit Jahrhunderten

    gespielt.

      Im Mittelalter musste man es können, wenn man „IN“ sein wollte. Es gehörte zu den Tugenden, die ein Ritter beherrschen musste: Nich’ MP3-Player hören und die Ohren zustöpseln - nein, man musste so richtig was Langweiliges machen: andere Leute reinlegen - sich was Hinterhältig-Schlaues ausdenken - hier ne kleine Falle stellen - da ein bisschen ködern und sich schwarz-weiß ärgern, wenn man selbst reingelegt wurde. Nebenbei ließ man noch seinen Jagdfalken aufsteigen - scherzte noch ein bisschen mit der Frau seines Chefs rum - der war gerade auf Kreuzzug unterwegs -,  und seine kleine Frau mit dem eisernen Gürtel, der damals Mode war,   hatte auch Langeweile, die kannte das Problem also schon, und die wollte sich deshalb  auch beim Schachspielen langweilen und so langweilte man sich gemeinsam  - und wenn man sich dann so ein paar Stunden richtig angeödet hatte mit dem karierten Brett und diesen vielen Figuren aus Holz, Leder, Bernstein, Edelstein, getrocknetem Schafsköddel … dann stand man auf, reckte sich, stieg aufs Pferd und trabte los zum nächsten langweiligen Ritterturnier. Erst zuvor langsam die Zugbrücke runter gelassen, ganz, ganz langsam, damit einem nicht die Kettenrolle auf die Füße rollte. Vorher hatte man sich noch ein gebratenes Hähnchen als Proviant in die Hosentasche geschoben oder unter den Sattel, weil das Pferd etwas hart war - und natürlich ein kleines Taschenschachbrett dabei - wenn es im Turnier so voll war, dass man sich erst mal hinten anstellen musste. Was sollte man da also machen? Etwas Mobbing? Dem Vordermann an die Karre fahren? - Karre? Ging doch nich. Man ritt doch noch.  Und außerdem: Das schafft auch Feinde. Das war zu auffällig. Nein nein - da lädt man doch lieber den Gegner zu einem kleinen Spielchen ein.

    Pfeil und Bogen für Brillenträger - und Schach für alle, die das Denken erfunden haben.  In   der vorderen Reihe wurden schon mal die ersten Turnierteilnehmer von den edlen Damen und Groupies  mit T-Shirts beworfen - äähh ??? - nein, so modern war man noch nicht - mit Schnupftüchern, Schweißbändern - jedenfalls irgendwas Persönliches war es, was flattern konnte.  

    Und hinten in der Wartestellung: pure Langeweile. Die Rösser grasten,  die Knappen   dösten - nur unsere beiden Langweiler - die schoben die Klötzchen: Und immer rauf auf die offene Königsstellung - die Damen auf dem Brett, die Königinnen,   konnten noch nicht   viel, die hatten noch nicht viel zu sagen damals - immer nur ein einziges Schrittchen trippeln - nicht wie heute - Haste nicht gesehen: Lange Diagonale d1 - h5 - f7 - und Schäferplatt - nein, das war im Mittelalter viel langweiliger. Wurde trotzdem gespielt - bis man dann selbst aufs Pferd steigen musste, die Lanze in die Hand nahm, Anlauf - Stoß -  splitternd ekliges Geräusch hölzerner Stangen  - und  -- und ---  und im hohen Bogen ab ins …

     Krankenhaus - Rehaklinik - Kreißsaal -  (ach ne, das war das falsche  Zimmer).

     Ja, da lag man dann:  kaputtes Bein, apper Arm, Loch im Kopf, querschnittsgelähmt, aber fröhlich und immer gut drauf: weil man ja noch was Schönes in der Hinterhand hatte -      man   konnte doch dieses langweilige Brettspiel  spielen.

     Nur immer so Krankenhaus, Lazarett, Rotes Kreuz vor der Tür, keine hübsche Krankenschwester auf der Station, keine Bettpfanne unterm Bett - das Erker-Plumpsklo an der Burgmauer war weit weg - da musste man eben einfach was anderes tun, um sein Unglück zu vergessen. Ja - und da hat man dann mit dem Schachspiel weitergemacht; man wusste ja schon, wo das Zentrum ist (Nicht Centro!), wusste , dass Dinge sich entwickeln, mal offen, halboffen, mal geschlossen, konnte bis 64 zählen und wusste auch, dass Bauern weniger zu sagen haben als Bischöfe oder Könige. So zwei, drei Stunden zum Aufwärmen am Anfang, und wenn es einem noch nicht so richtig langweilig genug war, dann tagelang - bis irgendwann während der Genesungsphase vorm Krankenhaus ein Herold auftauchte  und  die Einladung zu einem neuen geilen Turnier in die Luft schmetterte.

    Dann stand man vom Lager auf - die Diagnose „Lähmung“ war auch etwas voreilig gewesen - Privatpatient - zog sich die Ritterblechhosen wieder an, packte sein Holzbrett und seine Schachnotizen mit der Eröffnungstheorie von Dufresne-Mieses ein, stieg ins Taxi, äääh  aufs Ross,  und ritt los.

                                         Und ritt und ritt und …

     ... so war das also, damals, oder so ähnlich, als der Ururgroßvater sich langweilte …

     Du,  der hat dann später seinen Kindern das Brett vererbt, das mit den vielen Kerben am Rand. Denn der hatte das Ding immer mal wieder vor Wut in die Ecke gedonnert, wenn er beim Spiel gegen eines seiner 16 Kinder eine Springergabel im Mittelspiel übersehen hatte.

    Ja, so kann das wohl gewesen sein.  - Und jetzt kannst du weitermachen.

    Fang doch mal einfach an - leih dir eine Schachplane, leih dir Schachfiguren und dann beginnst du mit der Schottischen Eröffnung.  Und dann … schaffst du auch bald unsere Vorübung zum Bauerndiplom und   …

                              …  dann weißt du auch irgendwann, was eine Elo-Zahl ist.

    Schachschadchen, der “Schach-Partnervermittler” vom GBE,  wünscht  dir jedenfalls

                                        in Zukunft  viel  karierte Langeweile !!!

     

     

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      PDF Druck

     

     

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