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  Lesen schadet den Augen

 

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                Nimm’ s mit Humor!   

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        Nicolaus von Bostel (1670 – 1704)

 

        Schertz-Gedichte.

    Ich war / ich weiß nicht / wo / mir war / ich weiß nicht / wie /

      Es war / ich weiß nicht / wann /

    Es juckt' und krimte mir bald dort / bald da / bald hie /

        Und kam mir etwas an /

        Das mich in Unruh setzte /

        Betrübte und ergötzte /

        Ergötzte und entzückte /

        Entzückte und berückte;

        Ich träumte stets und wachte /

        Ich seufftzte stets und lachte /

        Ich ginge stets und dachte:

        Ich dachte wie ichs machte /

        Ich machtes wie ichs dachte;

        Und wie ichs also machte /

        So träumte und so wachte /

        So seufftzte und so lachte /

        Da wolt ich mich besinnen /

        Und dis und das beginnen /

        Und immer etwas sagen /

        Und immer etwas wagen;

        Das Sagen und das Wagen /

        Das waren meine Plagen /

        Wie ich mich nun besann /

    Da juckt' und schmertzte mirs bald dort / bald da / bald hie /

    Ich war / ich weiß nicht / wo / mir war / ich weiß nicht / wie /

        Es war / ich weiß nicht / wann.

                    (1708)

 

 

          Friedrich von Hagedorn (1708 – 1754) 

          Die Alte 

          Zu meiner Zeit

          Bestand noch Recht und Billigkeit.

          Da wurden auch aus Kindern Leute, 

          Da wurden auch aus Jungfern Bräute:

          Doch alles mit Bescheidenheit.

          Es ward kein Liebling zum Verräter,

          Und unsere Jungfern freiten später,

          Sie reizten nicht der Mütter Neid.

          O gute Zeit!

           

          Zu meiner Zeit

          Befliss man sich der Heimlichkeit. 

          Genoss der Jüngling ein Vergnügen,

          So war er dankbar und verschwiegen,

          Und itzt entdeckt ers ungescheut.

          Die Regung mütterlicher Triebe,

          Der Fürwitz und der Geist der Liebe

          Fährt oftmals schon ins Flügelkleid.

          O schlimme Zeit!

           

          Zu meiner Zeit

          Ward Pflicht und Ordnung nicht entweiht.

          Der Mann ward, wie es sich gebühret,

          Von einer lieben Frau regieret

          Trotz seiner stolzen Männlichkeit.

          Die fromme herrschte nur gelinder,

          Uns blieb der Hut und ihm die Kinder.

          Das war die Mode weit und breit.

          O gute Zeit!

           

          Zu meiner Zeit

          War noch in Ehen Einigkeit.

          Itzt darf der Mann uns fast gebieten,

          Uns widersprechen und uns hüten,

          Wo man mit Freunden sich erfreut.

          Mit dieser Neuerung im Lande,

          Mit diesem Fluch im Ehestande

          Hat ein Komet uns längst bedräut.

          O schlimme Zeit!

             *

        Der Weise nimmt es mit Hu --

 

        Magnus Gottfried Lichtwer (1719 - 1783)

        Der Mohr und der Weiße

        Ein Mohr und Weißer zankten sich

        Der Weiße sprach zu dem Bengalen.

        Wär ich wie du, ich ließe mich

        Zeit meines Lebens niemals malen.

         

        Besieh dein Pech-Gesichte nur

        Und sage mir. du schwarzes Wesen.

        Ob dich die spielende Natur.

        Nicht uns zum Scheusal auserlesen.

         

        Gut. sprach der Mohr. hat denn ihr Fleiß

        Sich deiner besser angenommen?

        Unausgebratner Naseweis

        Du bist noch ziemlich unvollkommen

         

        Die Welt. in der wir Menschen sind

        Gleicht einem ungeheuren Baume,

        Darauf bist du, mein liebes Kind,

        Die noch nicht reif gewordne Pflaume.

         

        Sie zankten sich noch lange Zeit

        Und weil sich keiner geben wollte,

        Beschlossen sie. dass ihren Streit

        Ein kluger Richter schlichten sollte.

         

        Als nun der Weiße Recht behielt.

        Da sprach das schwarze Kind der Mohren,

        Du siegst, ich habe hier verspielt,

        In Tunis hättest du verloren.

         

        So manches Land. so mancher Wahn,

        Es kömmt bei allen Nationen,

        Der Vorzug auf den Ort mit an.

        Schön ist, was da gilt, wo wir wohnen.

                   (1748)

 

       

    Mattias Claudius (1740 – 1815)

    Motetto,

    als der erste Zahn durch war

    Victoria! Victoria!

    Der kleine weiße Zahn ist da.

    Du Mutter! Komm, und groß und klein

    Im Hause! Kommt, und kuckt hinein,

    Und seht den hellen weißen Schein.

     

    Der Zahn soll Alexander heißen.

    Du liebes Kind! Gott halt ihn dir gesund,

    Und geb Dir Zähne mehr in Deinen kleinen Mund,

    Und immer was dafür zu beißen!

        *

         

      Franz Grillparzer (1791 – 1872)  

         (Epigramme)

      Sollen und Haben

      Dass die Poesie Arbeit

      Ist leider eine Wahrheit,

      Doch dass die Arbeit Poesie

      Glaub ich nun nie.

         *

      Franz Grillparzer (1791 – 1872)

      Neue Rechtschreibung

      Des Schreibens Regel nehmt, der Neuzeit zum Affront,

      Aus einer Zeit, die schreiben nicht gekonnt.

           *

      Franz Grillparzer (1791 – 1872)

      Weil die Welt ein Wunder ist

      Gibt’s eine Poesie.

      Was ihr nach Grund und Folge wisst

      Erklärt das Rätsel nie.

        *

         

        Eduard Mörike (1804 - 1875)

        Selbstgeständnis

        Ich bin meiner Mutter einzig Kind,

        Und weil die andern ausblieben sind,

        Was weiß ich wie viel, die sechs oder sieben,

        Ist eben alles an mir hängen blieben;

        Ich hab müssen die Liebe, die Treue, die Güte

        Für ein  ganz halb Dutzend allein aufessen,

        Ich wills mein Lebtag nicht vergessen.

        Es hätte mir aber noch wohl mögen frommen,

        Hätt ich nur auch Schläg für Sechse bekommen.

      Anm. zu Vers 1: Mörike war das siebte von dreizehn Kindern.

            *

        Wilhelm Busch (1832 –1908)

        Ein dicker Sack

        Ein dicker Sack - den Bauer Bolte,

        Der ihn zur Mühle bringen wollte,

        Um auszuruhn mal hingestellt

        Dicht an ein reifes Ährenfeld, -

        Legt sich in würdevolle Falten

        Und fängt 'ne Rede an zu halten.

        Ich, sprach er, bin der volle Sack.

        Ihr Ähren seid nur dünnes Pack.

        Ich bin's, der Euch auf dieser Welt

        In Ewigkeit zusammenhält.

        Ich bin's, der hoch vonnöten ist,

        Dass Euch das Federvieh nicht frisst,

        Ich, dessen hohe Fassungskraft

        Euch schließlich in die Mühle schafft.

        Verneigt Euch tief, denn ich bin Der!

        Was wäret ihr, wenn ich nicht wär?

        Sanft rauschen die Ähren:

        Du wärst ein leerer Schlauch,

        wenn wir nicht wären.

                 (1874)

                 

        Wilhelm Busch (1832 –1908)

         

        Die Selbstkritik hat viel für sich.

        Gesetzt den Fall, ich tadle mich,

        So hab ich erstens den Gewinn,

        Daß ich so hübsch bescheiden bin;

        Zum zweiten denken sich die Leut,

        Der Mann ist lauter Redlichkeit;

        Auch schnapp ich drittens diesen Bissen

        Vorweg den andern Kritiküssen;

        Und viertens hoff ich außerdem

        Auf Widerspruch, der mir genehm.

        So kommt es denn zuletzt heraus,

        Daß ich ein ganz famoses Haus.

     

     

      Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,

      Er flattert sehr und kann nicht heim.

      Ein schwarzer Kater schleicht herzu,

      Die Krallen scharf, die Augen gluh.

      Am Baum hinauf und immer höher

      Kommt er dem armen Vogel näher.

       

      Der Vogel denkt: Weil das so ist

      Und weil mich doch der Kater frisst

      So will ich keine Zeit verlieren,

      Will noch ein wenig quinquilieren

      Und lustig pfeifen wie zuvor.

      Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

                   (1874)

 

 

        Johannes Trojan (1837 – 1915)

        Börsen-Romantik

        Mein Liebster ist ein Börsenmann

        Und nennt sich Isidor,

        Wenn er es irgend machen kann,

        So kommt er bei uns vor.

         

        Er liebt mich sehr, doch das Geschäft

        Versäumt er nie dabei.

        Ganz sicher an der Börse trefft

        Ihr ihn von eins bis zwei.

         

        Dort mit Effecten handelt er

        Und handelt schlau und kühn.

        Nie hat gefallen mir so sehr

        Ein Jüngling in Berlin.

         

        Sein Name ist, so viel ich weiß,

        Ein Name guten Klangs.

        Mein Liebster gilt im Freundeskreis

        Als Jobber ersten Rangs.

         

        Schön ist mein Liebster, selten schön,

        Die Nase fein gekrümmt.

        Auch wenn die Course niedrig stehn,

        Erscheint er nicht verstimmt.

         

        Nein, ob das Agio steigt, ob fällt,

        Mich liebt er immer doch.

        Noch hat er nicht das ganze Geld,

        Allein er kriegt es noch.

         

        Für den mein Herz beständig schlägt,

        Wie hab ich ihn so gern!

        Hochfein ist Alles, was er trägt,

        Sein Hut stets hochmodern.

         

        Und was er denkt, das ist so, hehr,

        Und was er spricht, so süß.

        Zwar ein klein wenig lispelt er,

        Doch mir gefällt auch dies.

         

        Noch hat er’s nicht so weit gebracht,

        Dass er mich könnte frein;

        Doch wenn er glücklich Pleite macht,

        Dann soll die Hochzeit sein.

 

 

                Johannes Trojan (1837 – 1915) 

          Der Börsenfürst

          Papiere fallen,

          Papiere steigen,

        Die Course wechseln im Augenblick.

          Führend den Reigen,

          Begehrt von allen,

        Schwebt auf rollendem Ball das Glück.

         

          Mit stolzen Mienen

          Steht majestätisch

        Ein Börsenfürst auf des Daseins Höh.

          Ihm dient der Fetisch,

          Dem alle dienen,

        Das unergründliche Portemonnaie.

         

          Des Krösus Braten

          Loben die Weisen,

        Zeitgrößen schlürfen von seinem Sekt.

          Die Dichter preisen

          Des Edlen Thaten,

        Könige haben vor ihm Respekt.

         

          Von Excellenzen,

          Die tief sich bücken,

        Wimmelt es häufig in seiner Näh.

          Mit süßen Blicken,

          In holden Tänzen

        Flattert um ihn das Corps de ballet.

         

          Papiere steigen,

          Papiere fallen,

        Die Course wechseln im Augenblick.

          Begehrt von allen,

          Führend den Reigen,

        Schwebt auf rollendem Ball das Glück.

         

          Drei Jahre später

          Ist er ein Pracher —

        Hausse und Baisse, sie tauschen schnell!

          Zu dürftgem Schacher

          Durch Höfe geht er,

        Kaufend des flüchtigen Hasen Fell.

         

          Er tritt ins Freie,

          Da rollt vorüber

        Ein Wagen, der ihn mit Koth bespritzt.

          Er blickt hinüber —

          Es ist der neue

        Börsenfürst, der im Wagen sitzt.

         

          An dessen Seite

          Sieht er die Holde,

        Die ihm einst Eide der Treue schwor.

          Es hängt am Golde,

          Hassend die Pleite,

        Der Ballerinen beinschwenkendes Corps.

         

          Papiere fallen,

          Papiere steigen,

        Die Course wechseln im Augenblick.

          Führend den Reigen,

          Begehrt von allen,

        Schwebt auf rollendem Ball das Glück.

             *

     

    Christian Morgenstern  ( 1871 - 1914 )

    Der Seufzer

    Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis

    und träumte von Liebe und Freude.

    Es war an dem Stadtwall; und schneeweiß

    glänzten die Stadtwallgebäude.

     

    Der Seufzer dacht an ein Maidelein

    und blieb erglühend stehen.

    Da schmolz die Eisbahn unter ihm ein -

    und er sank - und ward nimmer gesehen.

           *

     

      Joachim Ringelnatz (1 883 – 1934)

       Die Ameisen

       In Hamburg lebten zwei Ameisen,

      Die wollten nach Australien reisen.

      Bei Altona auf der Chaussee

      Da taten ihen die Beine weh,

      Und da verzichteten sie weise

      Dann auf den letzten Teil der Reise.

           *

           

      Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

      EIN männlicher Briefmark erlebte

      Was Schönes, bevor er klebte.

      Er war von einer Prinzessin beleckt

      Da war die Liebe in ihm erweckt.

       

      Er wollte sie wiederküssen,

      Da hat er verreisen müssen.

      So liebte er sie vergebens.

      Das ist die Tragik des Lebens!

          *

       

      Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

      Überall

      Überall ist Wunderland. 

      Überall ist Leben. 

      Bei meiner Tante im Strumpfenband

      Wie irgendwo daneben. 

      Überall ist Dunkelheit. 

      Kinder werden Väter.

      Fünf Minuten später

      Stirbt sich was für einige Zeit.

      Überall ist Ewigkeit.

       

      Wenn du einen Schneck behauchst,

      Schrumpft er ins Gehäuse,

      Wenn du ihn in Kognak tauchst,

      Sieht er weiße Mäuse.

       

         *

        Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

        Der Komiker

         

        Ein Komiker von erstem Rang

        Ging eine Straße links entlang.

        Die Leute sagten rings umher

        Hindeutend: „Das ist der und der!“

        Der Komiker fuhr aus der Haut

        Nach Haus und würgte seine Braut.

        Nicht etwa, wie von ungefähr,

        Nein ernst, als ob das komisch wär.

 

            *

 

        Max Herrmann-Neiße (1886 -1941)

        Der Komiker

         

        Er wirft die Witze winkend ins Parkett.

        Verständnisinnig, schmunzelnd, frech und fett.

        Bei allen bessern Bürgern ist er sehr

        Beliebt und „steht mit ihnen im Verkehr.“

         

        Sie finden geistreich ihn und riesig nett,

        Oft kommt von ihren Frauen ein  Bukett.

        Man ladet ihn zu Tisch, die Feuerwehr

        Ist er beim Stiftungsfeste Arrangeur.

         

        Spät nachts, wenn ihre Gattinnen zu Bett, 

        Muß er den Spießern derbe Zoten geben,

        Dann trinken sie bewundernd auf sein Wohl.

         

        Am Morgen wankt er heim, da hockt adrett,

        Die alte Damen spielt, und stöhnt: „Mein Leben!“

        Und küsst den Trunkenen. der schnarcht schon hohl.

                                (1913)

 

 

      Max Herrmann-Neiße (1886 -1941)

      Der Kritiker

       

      Er hockt in seiner Loge ganz vergrämt

      Und reglos, weil er seiner selbst sich schämt,

      Daß ihm in seines Herzens tiefster Tiefe

      Die Liebe mächtig wird für die Naive.

       

      Dann ärgern ihn mit einem Mal der schiefe,

      Blasierte Blick des Nachbarn und zwei Briefe,

      Die er heut anonym empfing. Es lähmt

      Ihn plötzlich Angst, er zittert unbezähmt

       

      Dann fällt der Vorhang, Licht flammt auf im Saale.

      Er thront jetzt wieder eisig und unnahbar

      Und lächelt spöttisch Unbefangenheit.

       

      Und sonnt im Samt der Brüstung seine schmale,

      Verwöhnte Hand und denkt, daß etwas da war,

      Was schrecklich schien, und fühlt sich kampfbereit.

                     (1913)

 

 

          Johann Spratte © (1901 – 1991)

          Dat mag woal sau sien

           

          Den Küöter sien Hannes

          De weeit wat he weeit,

          de weeit noa viel mähr

          äs in’t Blättken steeit,

          oawer mitküern, mitküern,

          dat is em ne Pien,

          un oalls wat he seggt is: 

          “Dat mag woall sau sien!”

           

          Wat de Lüe snaket

          van düt un van dat:

          He lött se votellen

          up Hauge und Platt.

          Em geeit dann nix misse

          un is’t auk Latin,

          he denket sien Deeil dann:

          „Dat mag woall sau sien!“

           *

           

         aus:    Johann  Spratte,  Gelber Wiesenmond, Emsdetten, 1980, S. 79

         

          Johann Spratte © (1901 – 1991)

          Lesebuchgedicht

           

          Auswendiglernen,

          deklamieren -.

          Der alte Lehrer

          nahm es rohrstockernst,

          und eine Knabenträne

          tropfte auf „Des Sängers Fluch“.

           

            *

    aus:  Johann  Spratte, Nach all den Jahren,  H. Th. Wenner Verlag. Osnabrück 2001, S. 177

    Herrn Wido Spratte, Wallenhorst,  ganz herzlichen Dank für die Abdruckerlaubnis -

                           Februar 2011 -  s. a. In memoriam Johann Spratte

 

 

        Maximilian Zander (1929 - 2016)

        Bericht zur Lage

         

        Heute mal nicht.

        Heute ist wirklich der Tag,

        an dem nur die Bäume wachsen,

        das Gras grün ist und

        die Vögelein singen.

         

          *

        Maximilian Zander (1929 - 2016)  

          Großvater

         

        Wenn man von Großvaters Jahren 11 abzieht,

        verbleibt eine Primzahl.

        Großvater hat 1,5 Weltkriege erlebt, bevor

        er Maria zur Frau nahm.

        Aus ihr kamen vier Söhne, von denen 2 sitzen.

        Einer ist tot.

        Maria hat alles vergessen. Wenn Großvater

        am Fenster steht

        und seine Brille geputzt ist, sieht er die

        linke Seite des Sees.

        Manchmal ist Sonnenaufgang. Also, Kinder -:

        Wie als IST Großvater?

     

              *

      aus:  M. Z. Antrobus’ Tagebuch. Gedichte. Edition YE Bd. 7,  Sistig /Eifel 2004

      Dem Autor Maximilian Zander wie dem Herausgeber Theo Breuer herzlichen Dank

      für die Abdruckerlaubnis, Mai 2010. 

 

        Horst Bingel (1933 - 2008)

        Dribbling

        Alle Bayern, alle, alle sind, sind,

        sind stets, sind stets, stets

        die Schönsten, Bayern

        München, alle, alle

        die schönsten der,

        der Welt, dir,

        dir, dir bleibt,

        bleibt einfach,

        einfach nur,

        nur die

        Luft,

        Luft

         weg.

         

           *

         

        Horst Bingel (1933 - 2008)

        Fussballerlatein

        Ganz Bayern, Bayern ohne Papp-, Papp-,

        Pappalpen, es, es wäre wie Fussball ohne,

        Weissbier, Weissbier-Alpen, erst, erst ein

        Fussball-Kaiser, Kaiser, er, er ist ganz,

        ganz der tote König, der, der König

        aus dem See, dem See, stets, stets

        Vereinssegen, Segen ist, ist

        schöner, schöner, ein, ein,

        Kaiser, Kaiser ist, ist

        besser als, als

        Papp-, Papp-,

        Pappschnee.

        *

    aus: Horst Bingel, Den Schnee besteuern, orte-Verlag, Oberegg AI/ Zürich 2009.

           Frau Barbara Bingel herzlich gedankt für die Abdruckerlaubnis.

           

 

      Theo Breuer ( * 1956)

      mayday! (30.5.2002)

       

      von steinfeld

      nach krekel

      idylle

      mit gülle

       

           für Jürgen Krüger,der die Entstehung erlebte

        *

      Theo Breuer ( * 1956)

      libido

       

      köter kläffen käuzchen heulen

      es knistert - - - weiß der frische schnee

      sicherheit sitzt satt auf säulen

      verborgen au + oh + weh

       

      urfttal glitzrig eingeschneit

      sauge blindlings kühle lüfte

      atme harze düstre dufte -

      fühle: ich - - - vom eis befreit

       

      jäger würd den bock dort schießen

      ich will nichts - nur nacht genießen

      laufen schaun auf blanke sterne -

      (wieso lebt das ich - - - so gerne)

 

            *

    aus: Land Stadt Flucht . Gedichte 1995  - 2002       2002 Edition YE Sistig/ Eifel

    Dem Autor und Herausgeber ein herzliches Dankeschön für die Abdruckerlaubnis und

    die Black& White-Bildwortkarte als Lesezeichen - Mai 2010

*

          Andreas Noga ( * 1968 )

           Männer

           

          Mein Blick stürzt

          ihr ins Dekolleté

           

          Andere Lemminge

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             *

 

          Andreas Noga ( * 1968 )

          Nach dem Guß

           

          Zweige schlagen Wasser ab im Wind

          oder wenn sie einen Vogel haben

          ansonsten tropfen –

           

          Hähne die nicht ganz

          dicht

           

                 *

    aus: Andreas Noga, Nacht Schicht. Gedichte. Edition YE  Sistig/ Eifel  2004

    Eine Sprachspiel-Humor- Variante des Autors zum Mitraten – Oder:

    Wie viele Autoren verstecken sich im Gedicht?  Ich biete mal:

    Günter Grass, Bert Brecht, Steffen Jakobs, Theo Breuer, Hilde Domin, Kurt Marti.

 

          Andreas Noga ( * 1968 )

          Bodenlos

           

          Ach Butt  -     

           

          Was sind das für Zeiten?  

          Der Alltag des Abenteurers            (

          sieht böse aus:

           

          Stillstand

          in der Arena der Sänger   

          gefesselt –

           

          Versversagen

          und keine Rose als   

          Stütze

           

          Vielleicht

          eine Leichenrede     

          halten

           

           *

    Dem Autor wie dem Herausgeber Theo Breuer ganz herzlichen Dank für die Publikations-

    erlaubnis. Zur Lektüre empfohlen neben den Gedichten auch Breuers pointierte

     Situationsbeschreibung:

    „Wo steht die deutschsprachige Lyrik in diesen Tagen? Jedenfalls nicht in den Buchhandlungen

      (…) Dabei braucht die Lyrik in erster Linie: mehr Leser!“ in: NordWestSüdOst. Gedichte  

      für Zeitgenossen. Herausgegeben von Theo Breuer. Edition YE  Sistig/ Eifel 2003

 

               Nimm ’s mit Humor - kein Copyright:

       

    Moritz Jahn (1887 - 1979)

    Das Problem der Lage  (Unkepunz sprach schaudernd vor sich hin)

    Eugen Roth (1895 .1976)

    Trost (Ein Mensch, entschlusslos und verträumt)

     

    Heinz Erhardt (1909 - 1979)

    Perpetuum mobile (Und der Herbststurm treibt die Blätter,

    Ein Zyklus (Der Frühling: Und wieder ist es Mai geworden)  

     

     Fritz Graßhoff (1913- 1997) Olle Pinelle (Vor der Hafenverwaltungsbaracke)

 

    Hans Bender  (1919 - 2015)

    Der gleichaltrige Nachbar (Er raucht nicht, trinkt nicht)

 

     Erich Fried (1921 – 1981) Humorlos

    (Die Jungen werfen zum Spaß mit Steinen nach Fröschen)

     

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     Ernst Jandl (1925- 2000)

     ottos mops (ottos mops trotzt)

     auf dem land (rininininininininDer)    (Audio-Versionen)

           sommerlied (wir sind die menschen auf den wiesen)

 

    Robert Gernhardt (1937 – 2006)  Sonett vom Kampf der Generationen

     („Was sind wir Menschen doch! Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen“ -)

    Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs  (Sonette find ich sowas von beschissen)

     Clemens Schittko (*  1978) Gedicht gegen die Arbeit (Der Seemann wird heimgerufen)  

     

      172

       

          Erich Adler  ©

        Auf ein altes Kindergedicht 

    Gebrauchslyrik vom “bucklicht Erich”  zum Jubiläum einer immer munteren “Jubilorin”

           am Bornweg  

     

        Wenn ich in mei’ m  Beetlein knie

        Will ein bisschen graben

        Bleibt die Lore erst mal stehn

        Ist für’n Schnack zu haben.

         

        Will ich in den Ort wohl gehn

        Will ein Blümchen holen

        Seh ich Leonore da

        Flink wie ’n junges Fohlen!

         

        Geh beim Bäcker ich vorbei

        Mir Gebäck zu kaufen

        Seh ich durch die Scheibe raus

        Lore, Lore laufen.

         

        Später in die Küch’ ich  geh

        Will mein Süpplein kochen

        Kommt am Fenster sie vorbei

        Wohl vom Arzt gestochen.

         

        Will ich in mein Stüblein gehn

        Will mein Müslein essen

        Kurvt die Frau ums Eck herum

        Hat scheints was vergessen.

         

        Sitz  ich später  dann bei Tisch

        Mampfe  ganz im Stillen

        Kommt mir in den Sinn so frisch

        Gleich ein frommer Willen:

         

        „Lieber Herrgott - ach ich bitt

        Halt mir diese Frau lang fit!“  

                     14.03.2006         

     

 

> PDF- Humor

 

 

Sandra Heick © zeigt ”...auf einer Ente....” , dass es sich lohnt, Frösche am Leben zu lassen: Noch mehr Spaß an ihren poetischen Fotos ? 

  > Sommer- “ Weißling”, “Einsam” bei Gebrauchslyrik

    Katz und Maus (Novelle)  und   www.fotocommunity.de

 

                         

> Busch Eispeter   Bildversion tau(ch)t nur langsam auf! Bitte Geduld und etwas Humor!