“... Lesen schadet den Augen! ”

 

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            Schüler- Interpretation (Hausaufgabe)

             

 In dem Gedicht „Früchte des Winters“, geschrieben von Marie Luise Kaschnitz (1901 – 1974), geht es um das Gefühlsleben (Innenleben) eines lyrischen Ichs, dessen Gedanken um verletzte Liebe kreisen. Vermutlich versucht die Autorin mit diesem Gedicht zu klären, ob es sich lohnt zu lieben.

Das Gedicht ist in drei Strophen unterteilt, deren Verse sich weder reimen noch in einem speziellen, geordneten Schema stehen. So kommt es, dass die einzelnen Verse wie Bruchstücke eines immer wieder abgebrochenen Gedankengangs wirken. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich von einer jungen Einsamkeit, was darauf hindeutet, dass es vor Kurzem einen geliebten Menschen verloren hat. Es scheint verzweifelt Schutz vor den seelischen Schmerzen zu suchen, die als eisige Winde und Widersacher personifiziert werden, findet jedoch keine Zuflucht: Ich „weiß nicht wie man Schneehütten baut“ (Vers 2). Dieses vergebliche Flüchten vor der grausamen Realität wird besonders in den letzten beiden Zeilen der ersten Strophe deutlich, denn hier zerreißen die Widersacher eine Hecke, die das lyrische Ich aus „Traumblume Mohn“ (Vers 11) gebaut hat.

Die zweite und dritte Strophe gehören inhaltlich zusammen. Beide befassen sich  mit den Menschen, die es aufgegeben haben zu lieben. Offensichtlich kann und will das lyrische Ich sich aber nicht mit anderen gleichsetzen und vergleichen. Es bezeichnet sie als einsame, verlorene, mit Geistern redende Menschen und als verdorrte Früchte des Winters, die nur auf den Tod warten.

So gesehen kann ich meine Anfangshypothese nicht bestätigen. Das lyrische Ich wägt in keiner der Strophen die Vor- und Nachteile des Liebens ab. Stattdessen kämpft es gegen die Einsamkeit an, stemmt sich mit all seiner Kraft gegen sie. Für das lyrische Ich steht von Anfang an fest, dass man im Kampf gegen die Einsamkeit nicht aufgeben darf und sich vor den Gefühlen verbergen muss. Das Gedicht kann daher als ein Appell an alle verletzten Seelen gesehen werden, sich ihren Gefühlen nicht auszuliefern und nicht zu Früchten des Winters zu werden.

Mir gefällt das Gedicht sehr gut, da man die Gefühle und den inneren Kampf des lyrischen Ichs sehr gut nachempfinden kann. Starke Emotionen wie Trauer, die normalerweise schwer zu beschreiben sind, werden hier anschaulich durch eine stürmische Winterlandschaft dargestellt, sodass man sich gut in das lyrische Ich hineinversetzen kann.

                                                                                                                  GBE   Kl 10/ 2006

 

                                                                                                                                                          

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