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  Lesen schadet den Augen

 

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    Klausur Nr. __              Schuljahr_________________  Name_____________:____________________

     

     Thema:  Textvergleich

     

    Untersuchen Sie die erzähltechnischen Merkmale der Prosatexte (Roman- bzw. Novellenausschnitte).               Erarbeiten Sie vor allem die Art, Wirkung und Bedeutung der Landschaftsbeschreibung!

       

    Text 1       Joseph Freiherr v. Eichendorff (1788- 1857):  Ahnung und Gegenwart (Roman; 1815)       

    Der Mittag war unterdes durch die kühlen Waldschluften fast unvermerkt vorübergezogen. Da erblickte Friedrich    mit Vergnügen einen hohen, bepflanzten Berg, der ihm als ein berühmter Belustigungsort dieser Gegend     anempfohlen   worden war. Farbige Lusthäuser blickten von dem schattigen Gipfel ins Tal herab. Rings um den Berg    herum wand sich ein Pfad hinauf, auf dem man viele Frauenzimmer mit ihren bunten Tüchern in der Grüne    wallfahrten sah. Der Anblick war sehr freundlich und einladend. Friedrich lenkte daher sein Pferd um und ritt mit    dem fröhlichen Zuge hinan, sich erfreuend, wie bei jedem Schritte der Kreis der Aussicht ringsum sich     erweiterte.  Noch angenehmer wurde er überrascht, als er endlich den Gipfel erreichte. Da war ein weiter,    schöner und kühler Rasenplatz. An kleinen Tischchen saßen im Freien verschiedene Gesellschaften umher und     speisten in lustigem Gespräch. Kinder  spielten auf dem Rasen, ein alter Mann spielte die Harfe und sang.     Friedrich     ließ sich sein Mittagsmahl ganz allein in    einem Sommerhäuschen bereiten, das am Abhange des Berges     stand. Er machte alle Fenster weit auf, so dass die  Luft überall durchstrich, und er von allen Seiten die     Landschaft    und den blauen Himmel sah. Kühler Wein und  hellgeschliffene Gläser blinkten von dem Tische. Er    trank seinen fernen Freunden und seiner Rosa in Gedanken zu.  Dann stellte er sich ans Fenster. Man sah von dort    weit in das Gebirge. Ein Strom ging in der Tiefe, an welchem   eine  hellglänzende Landstraße hinablief. Die heißen    Sonnenstrahlen schillerten, über dem Tale, die ganze Gegend  lag  unten in schwüler Ruhe. Draußen vor der offenen     Türe spielte und sang der Harfenist immerfort. Friedrich sah den Wolken nach, die nach jenen Gegenden         hinaussegelten, die er selber auch bald begrüßen sollte.

      

      Text 2      Georg Büchner (1813 - 1837)Lenz (Novelle; 1835)

    Den 20. Januar ging Lenz durch’ s Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues    Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen. Es war nasskalt, das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang     über  den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber    Alles so dicht, und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so rät so      plump.  Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf- bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur    war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte. Anfangs drängte es ihm in der Brust,   wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte, und der Nebel die Formen bald   verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen    Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so nass, er hätte die Erde hinter den Ofen setzen    mögen, er begriff nicht, dass er so viel Zeit brauchte, um einen Abhang hinunter zu klimmen, einen fernen Punkt zu    erreichen; er meinte, er müsse Alles mit ein Paar Schritten ausmessen können. Nur manchmal, wenn der Sturm das    Gewölk in die Täler warf, und es den Wald herauf dampfte, und die Stimmen an den Felsen wach wurden, bald wie    fern verhallende Donner, und dann gewaltig heran brausten, in Tönen, als wollten sie in ihrem wilden Jubel die Erde    besingen, und die Wolken wie wilde wiehernde Rosse heransprengten, und der Sonnenschein dazwischen durch ging    und kam und sein blitzendes Schwert an den Schneeflächen zog, so dass ein helles, blendendes Licht über die Gipfel    in die Täler schnitt; oder wenn der Sturm das Gewölk abwärts trieb und einen lichtblauen See hinein riss, und dann    der Wind verhallte und tief unten aus den Schluchten, aus den Wipfeln der Tannen wie ein Wiegenlied und    Glockengeläute heraufsummte, und am tiefen Blau ein leises Rot hinaufklomm, und kleine Wölkchen auf silbernen    Flügeln durchzogen und alle Berggipfel scharf und fest, weit über das Land hin glänzten und blitzten, riss es ihm in    der Brust, er stand, keuchend, den Leib vorwärts gebogen, Augen und Mund weit offen, er meinte, er müsse den    Sturm in sich ziehen, Alles in sich fassen, er dehnte sich aus und lag über der Erde, er wühlte sich in das All hinein,  es  war eine Lust, die ihm wehe tat; oder er stand still und legte das Haupt in's Moos und schloss die Augen halb,     und  dann zog es weit von ihm, die Erde wich unter ihm, sie wurde klein wie ein wandelnder Stern und tauchte sich    in einen brausenden Strom, der seine klare Flut unter ihm zog. Aber es waren nur Augenblicke, und dann erhob er    sich nüchtern, fest, ruhig als wäre ein Schattenspiel vor ihm vorübergezogen, er wusste von nichts mehr.

      

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